W i l d e  H o c k l e s
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Objekte für den öffentlichen Raum, Holz, Brennstempel, Digital Print
Objects for the public space, wood, branding, digital print


für das Projekt "chasing Max Mustermann"
Kuratiert von zweintopf


Wilde Hockles fallen von den Bäumen, wie im Schlaraffenland, und müssen nur "gepflückt" werden und wandern
dann in die Stadt. Einmal am Boden, stehen sie herum und warten und tun nichts. Darum geht es, das nichts tun,
Daumendrehen, herumhocken.

Ganz klar nicht in einer Fabrik entstanden, raue Oberflächen, wackelige Form.
Sie erzählen vom Wald, Brennholz und vom Müßiggang aber irgendwie auch von etwas Anderem.
Da sind auch andere Sitze, was sollen also diese eigenartigen Raulinge.

Ein Versprechen eines etwas anderen Schlaraffenlandes, in dem man zwar herumsitzt aber in einer anderen Art
des Müßiggangs. Nicht die Erholung von endloser harter Arbeit sondern die Belohnung von etwas das man noch
nicht getan hat. Etwas das noch getan werden muss aber schon durch die Bäume belohnt wurde.
Etwas das aus zukünftigen Vergangenheit zu uns zurück kommt und vielleicht sogar wieder kommt.

Die sogenannte asiatische Hocke ist eine Entspannungsübung für den Rücken / die Wirbelsäule und während unseres
Aufenthalts in China war dieses Hocken an jeder Straßenecke, vor jedem Geschäft unübersehbar.
Ob in der Luft oder auf selbstzusammengezimmerten Stockerln oder solchen aus Plastik, es wurde herumgehockt.
Wird hierzulande das Hocken auf der Straße oft mit Faulheit in Verbindung gebracht ist das asiatische Hocken
keineswegs negativ besetzt. Es ist vielmehr eine Form des Seins.


daumendrehen


W i l d  H o c k l e s
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Wild Hockles fall from the trees, waiting only to be picked to find their way to the city. Once standing on the floor,
they wait again, doing nothing, twiddling their thumbs.


Sitting around in public space, these items, clearly not made in a factory, hover comfortably in a meditative position.
Items that should be for burning, their raw wood, barely holding form. They are used, but only as a last resort.
Bottoms disdain to perch on these rough surfaces. It is observed that there are other seats around.
So what are these ones for?


A promise for a different kind of Cockaigne, where the people do sit around but somehow their idling is different.
It is not done as a respite from endless labour, it is done as a reward for something not yet done. Something
that waits ahead from us, gifted by the trees. Something returned to us as a thing from a future passed, that might
come again.


Sitting in this way is also very relaxing for the back muscles, making it easier to look forwards.


Baum



hockles under palmen

hockles in the street

strassenbahn

strassenbahn 2

hocke
Fotos: Katharina Lackner, Sam Bunn





Konzept
chasing Max Mustermann
Nachdem  2009 mit Shoppingcentern {Imagineering – Shoppingwelten als Performance- raum} und 2012 mit Parkhäusern und
Park&Ride-Anlagen {(NO) STANDING ANYTIME} jeweils sehr spezielle Architekturformen im öffentlichen Raum zum Austragungsort
der Projekte und Interventionen erkoren worden sind, ist im Jahr 2015 mit einem dritten und finalen Projekt diese Form der
kuratorischen Beschäftigung an den Schnittstellen zwischen öffentlichen und privaten Räumen (zumindest vorläufig) abgeschlossen:

Es geht bei chasing Max Mustermann  um das Private im öffentlichen und um künstlerische Eingriffe und Analysen, die genau an dieser
fragilen Sollbruchkante tätig werden, deren Ränder scheinbar stetig mit neuen Normierungen vor dem Ausfransen bewahrt werden müssen.


Katalog Text
Nichtstun, Daumendrehen, Schauen – kann man sich das erlauben? Vielmehr gilt: zielstrebig von A nach B, stets geschäftig und
auf Nachfrage beschäftigt: erledigen, besorgen, versorgen. Abschweifen vom rechten Weg des/der Tätigen ist verpönt. Auch die
Freizeit gehört entsprechend genutzt. Man gönnt sich ja sonst nichts. Die öffentliche Bank als verdinglichter Müßiggang wird nicht
selten mit Verachtung gestraft.
Die Raulinge aber, die hier den Asphalt bevölkern, sind anders. Sie haben so gar nichts mit den wohlgestalteten Objekten zu tun,
die sonst eine angebliche Aufenthaltsqualität verbessern sollen. Auf plumpen Beinen finden sie dennoch leichtfüßig ihren Weg durch
die Stadt. Für Katharina Lackner und Sam Bunn fallen diese kleinen Hocker ganz selbstverständlich direkt vom Baum in ein Schlaraffenland,
wo das Herum hocken im öffentlichen Raum noch zelebriert wird: Niemand käme auf die absurde Idee, dass das Beobachten, Sinnieren
und Löcher in die Luft Starren mit Faulheit in Verbindung zu bringen wäre. Man hockt, entspannt die Wirbelsäule.
Und schafft neue Perspektiven.